von Ulf Böge
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08 Jan., 2024
Minibagger dominieren heute die Baustellen der Welt. Weit über hunderttausende Maschinen mit Einsatzgewichten von 0,5 bis 5 t werden jährlich weltweit produziert und auf allen Erteilen abgesetzt. Sie gehören damit inzwischen zu den Massenprodukten für die Bauwirtschaft, werden vielseitig eingesetzt, erleichtern schwere körperliche Arbeit und sind zudem bequem zu transportieren. Als in Europa Anfang der 1980er Jahre die ersten Exemplare auf den Markt kamen, wurde denen von der „Fachwelt“ keine allzu große Zukunft prophezeit. „Zu klein und unwirtschaftlich“, „ Spielzeug “ und „keine echte Baumaschine“ verlautete es einhellig bei der Verstellung der kleine hydraulischen Grabmaschinen. Wie oft, und auch noch heute zu beobachten, fundierten die sogenannten Expertenmeinungen auf vage Annahmen und das Unvermögen zukunftsorientiert zu denken, denn es kam ja bekanntlich ganz anders… Doch wo begann der Triumph der Minibagger und wer entwickelte den ersten seiner Art? Die „Erfindung“ sehr kleiner Bagger wird oft mit einigen Herstellern aus Japan in Verbindung gebracht. Und tatsächlich waren es Firmen aus Fernost, die mit seinerzeit noch ungewöhnlich klingenden Markennamen nach Europa vordrangen und damit für den großen Durchbruch sorgten. Doch waren Iwafuji, Takeuchi oder Toyosha wirklich die Begründer einer vollkommen neuen Baggerkategorie? In Japan wird das Erscheinen der ersten „Minibagger“ um das Jahr 1968 beziffert und gleich mehrerer Hersteller erheben um diesen Zeitpunkt herum den Anspruch jeweils als Pionier der Branche zu gelten. Dabei gab es offensichtlich schon viel früher hydraulische Minibagger. Sie waren nur noch nicht so weit verbreitet und es musste in derer Definition gründlich unterschieden werden. So gab es „ towable “, also gezogene, seitlich schwenkbare, dann rotierende und später auch selbstfahrende Ausführungen z.B. auf Raupenunterwagen - somit die heutige Form des Minibaggers. Als Schöpfer der Minibagger im Allgemeinen kann ohne Zweifel der Engländer Richard Smalley anerkannt werden. Bereits im Jahre 1959 entwickelte er mit seinem „ Mini-Digger “ einen 1,5 t schweren Kleinbagger, der zwei Räder und zwei Stützpratzen besaß, jedoch nicht über einen eigenen Fahrantrieb verfügte. Ein kleiner Lister-Dieselmotor trieb die Ölpumpen für die Zylinder an Ausleger, Löffelstiel und Tieflöffel an. Zum Transport über weitere Strecken konnte die Maschine von einem leichten Fahrzeug gezogen werden. Immerhin war der Bagger bereits um 360° drehbar und verfügte somit über fast alle Attribute die auch größere Maschinen hatten. Smalley entwickelte das Konzept über die Jahre weiter und stellte daraufhin zahlreiche Weiterentwicklungen vor. Darunter auch spezielle Friedhofs- oder Amphibienbagger . Der eigentliche Minibagger war somit bereits viel früher erfunden als oftmals angenommen. Doch es gab noch weiterer Abwandlungen eines kleinen hydraulischen Grabgerätes außerhalb Englands. So war in Deutschland beispielsweise die weit verbreitete Schmiedag-Kleinraupe schon ab 1960 mit einer solchen Ausrüstung verfügbar. Und auch die Firma Krüger hatte bereits 1962 einen Hydraulikbagger „en miniature“, der auf 4 Rädern selbstständig fahren konnte, im Angebot. Der US-Hersteller P&H bot zudem 1965 mit dem S-20 „Stick-Claim“ ebenfalls einen 2 t-Raupenbagger an. Es gab also schon so manchen Minibagger, bevor z.B. Yanmar im Jahre 1968 die Produktion des YNB 300 und ein Jahr später des YNB 400 aufnahm. Möglicherweise waren die Japaner vom Smalley-„Mini-Digger“ inspiriert worden, denn zuvor waren just rund 100 Stück dieser kleinen Baumaschinen auf die Reise ins Land der Aufgehenden Sonne gegangen. Aber von der heute bekannten Bauform des Minibaggers waren diese damals auch noch weit entfernt. Denn vollschwenkbar waren die ersten japanischen Maschinen nicht. Erst im Jahre 1971 änderte sich das mit der Präsentation des Takeuchi TB 1000 . Möglicherweise gab es den Bagger unter anderer Markenbezeichnung sogar auch schon etwas früher in Japan, denn das sogenannte Badge Engineering, also als OEM für anderer Marken zu produzieren, war damals durchaus üblich. Drei Jahre später stellte dann Yanmar mit dem YB 1200 seinen ersten Bagger mit 360° Schwenkbereich und Planierschild vor. Nun hatten Minibagger endlich die Erscheinung, die als Basis aller bis heute folgenden Maschinen dienen sollte.